KLIMAWANDEL
Legt man den aktuellen IPCC Bericht zugrunde legt, muss man bis zum Ende des 21. Jahrhunderts von einer Erwärmung der bodennahen Luftschichten ausgehen. Alle zugrunde gelegten Treibhausgasemissionsszenarien ergeben weltweit bis Ende des 21. Jahrhunderts eine Temperaturzunahme. Je nach Szenario kann die mittlere Erwärmung von 1,0 bis 5,7 °C im Vergleich zu vorindustriellen Bedingungen (1850-1900) reichen. Nur unter der Voraussetzung sehr ambitionierter Klimaschutzpolitik und drastischer Reduktionen der CO2- und anderer Treibhausgas-Emissionen ließe sich der mittlere Temperaturanstieg bis 2100 gegenüber der vorindustriellen Zeit auf 1,4 °C bis 2,4 °C begrenzen.
EINE BESONDERE GEFAHR FÜR DAS KLIMA UND DIE MENSCHHEIT STELLEN KIPPPUNKTE DAR
Jahrelang herrschte die Annahme, das Klima verändere sich linear. Doch neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen: Das Klima kann abrupt umschlagen. In der Science wurde im Herbst 2022 eindringlich gewarnt, dass wir kurz vor Erreichen von Klima-Kipppunkten stehen. Haben die Schäden ein bestimmtes Ausmaß erreicht, ist die Entwicklung also unumkehrbar. Der Punkt könnte schneller erreicht sein als gedacht – das zeigte ein internationales Forschungsteam im Herbst 2022.
Das Ergebnis ihrer Untersuchungen (veröffentlicht in der Fachzeitschrift Sience): Bis 2030 könnten vier Kipppunkte für das Weltklima erreicht werden. Das Team um David Armstrong McKay und Timothy Lenton von der University of Exeter (Großbritannien) untersuchte mehr als 200 Studien zum Thema Kipppunkte und ermittelte so neun Kipppunkte, die für das weltweite Klima relevant sind, und sieben Kipppunkte, die weitreichende regionale Auswirkungen haben. Die Forschenden kommen zu der Einschätzung, dass beim Erreichen einer Erderwärmung von durchschnittlich 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter vier Kipppunkte erreicht werden: beim grönländischen und westantarktischen Eisschild, beim Absterben der tropischen Korallenriffe und beim Tauen des Permafrost-Bodens.
Aufgrund der Entwicklung in den vergangenen Jahren prognostizieren sie, dass die 1,5 Grad bereits im Jahr 2030 Wirklichkeit werden. Mit jedem Zehntelgrad mehr steigen die Risiken für das erreichen weiterer Kipppunkte. „Damit ist die Erde geradewegs auf Kurs, mehrere gefährliche Schwellenwerte zu überschreiten, die für die Menschen auf der ganzen Welt katastrophale Folgen haben würden“, wird Mitautor Johan Rockström vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in einer Mitteilung seines Instituts zitiert.
All diese Klimabereiche sind unweigerlich miteinander verbunden. Bereits kleine Veränderungen, die zum Erreichen eines einzigen Schwellenwerts für ein Kippelement führen, können eine klimatische Kettenreaktion verursachen. Und diese Reaktion lässt sich dann nicht mehr aufhalten. Die Folge: die Erde erhitzt sich schlagartig um mehrere Grad. Die Wissenschaft spricht dann vom „galoppierenden“ Klimawandel.
Von ambitionierter Klimaschutzpolitik kann daher leider keine Rede sein. Klar ist, die Kohlendioxid-Emissionen 2021 sind in Deutschland im Vergleich zu 1990 um 35,8% gesunken. Aber: wenn in Deutschland weiterhin so viele Treibhausgase ausgestoßen werden wie bisher, sind die Klimaziele für 2030 nicht erreichbar. Laut Expertenrat für Klimafragen müsste sich die Menge an eingesparten Emissionen dafür mehr als verdoppeln. Deutschland droht die für 2030 angesetzten Klimaziele deutlich zu verfehlen! Es geht um eine Verdoppelung der Anstrengungen!
Entdecken Sie im Folgenden unsere Einblicke in einige der wichtigsten Herausforderungen für Sozialorganisationen und NGOs in Verbindung mit dem Klimawandel.
Kompass 2021 – Zur Wirklichkeit der deutschen Entwicklungspolitik (Herausgeber sind Welthungerhilfe und terre des hommes)
Die FAO hat Alarm geschlagen und nennt den Klimawandel als wichtigsten Treiber für den Hunger neben gewaltsam ausgetragenen Konflikten. Bis zu 811 Millionen Menschen haben nicht genug Nahrung. Zu den Leidtragenden gehören auch die Kinder. Unterernährung ist für fast die Hälfte aller Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren verantwortlich. Laut Vereinten Nationen leidet noch immer jedes fünfte Kleinkind unter hungerbedingten Wachstumsstörungen; jedes zweite unter „verstecktem“ Hunger wegen des Mangels an Vitaminen und Mineralien; und eins von drei Kleinkindern erhält Nahrung, die nicht nährstoffreich genug ist. Schätzungen zufolge könnte der Klimawandel ab dem Jahr 2030 zu zusätzlich 95.000 Todesfällen bei Kindern aufgrund von Unterernährung führen und das Körperwachstum von ungefähr 7,5 Millionen Kindern beeinträchtigen.
Klimawandel betrifft Kinder besonders
Die Lebenschancen eines Kindes, das heute zur Welt kommt, sind maßgeblich vom Klimawandel mitbestimmt. Im Laufe seines Lebens könnte es auf der Erde bis zu vier Grad wärmer als im vorindustriellen Durchschnitt werden. Die Auswirkungen des Klimawandels treffen Kinder besonders hart, weil sie sich noch entwickeln und klimabedingten Schocks und Belastungen weniger entgegensetzen können. Die Vereinten Nationen schätzen, dass allein 500 Millionen Kinder in Gebieten mit hohem Hochwasserrisiko leben. 115 Millionen Kinder sind den Folgen tropischer Wirbelstürme ausgesetzt, und fast 160 Millionen Kinder wohnen an Orten, die von schlimmer Dürre bedroht sind. Prognosen lauten, dass im Jahr 2100 bis zu drei Viertel der Weltbevölkerung extremen Hitzewellen ausgesetzt sein könnten. Kleine Kinder sind jedoch weniger in der Lage als Erwachsene, ihre Körpertemperatur zu regulieren, und hängen in solchen Situationen stark von der Hilfe anderer ab. Wasserknappheit gehört zu den sichtbarsten Zeichen der heutigen Umweltkrise, und sie wird durch den Klimawandel verschärft. Bereits heute leben etwa vier Milliarden Menschen in Regionen, die mindestens einmal pro Jahr von hoher Wasserknappheit betroffen sind. Bis zum Jahr 2040 werden 600 Millionen Kinder in Regionen leben, in denen das Wasser kaum zur Befriedigung von Grundbedürfnissen ausreicht.
Klimatische Faktoren spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Infektionskrankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber. Schon heute fallen 67 Prozent aller Todesfälle durch Malaria auf Kinder unter fünf Jahren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist darauf hin, dass durch den Klimawandel ab dem Jahr 2030 jährlich mit zusätzlich 60.000 Todesfällen bei Kindern unter 15 Jahren zu rechnen ist. Durchfallerkrankungen gehören ebenfalls zu den Haupttodesursachen bei Kindern, und klimawandelbedingte Dürren, Überschwemmungen und veränderte Niederschlagsmuster werden den Druck auf die Wasserversorgung und sanitäre Einrichtungen weiter erhöhen. Für die Jahre zwischen 2030 und 2050 geht die WHO jeweils von zusätzlichen 48.000 Todesfällen bei Kindern aus.
Für eine zukunftsfähige Landwirtschaft
Der Klimawandel wirkt sich auch direkt auf die Ernährungssicherheit von Menschen aus. Extremwetterereignisse, aber auch dauerhaft veränderte Klimabedingungen beeinflussen die Produktion sowie die Qualität von Grundnahrungsmitteln wie Mais, Weizen, Reis und Gemüse negativ und stellen die Landwirtschaft an manchen Standorten gänzlich infrage. Die FAO geht davon aus, dass zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte die Landwirtschaft mit einer derartigen Vielzahl von Bedrohungen konfrontiert war wie heute, darunter großflächige Brände, extreme Wetterbedingungen und ungewöhnlich große Schwärme von Wüstenheuschrecken. Dazu kommen neue Bedrohungen wie die COVID-19-Pandemie, die durch Zoonosen hervorgerufen werden. Diese zerstört nicht nur Menschenleben, sondern auch Existenzen mit kaskadenartigen negativen wirtschaftlichen Folgen auf Haushalts-, Gemeinde sowie nationaler und regionaler Ebene, die über Generationen hinweg negative Folgen haben können. Der Druck auf Landökosysteme (Wälder, Grasland, Äcker) spielt hierbei eine entscheidende Rolle, wie der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung (WBGU) in seinem neuesten Gutachten ausführlich darlegt.
Nutzungskonkurrenz, Übernutzung und Degradation der Landressourcen haben dazu geführt, dass ein beträchtlicher Teil der bewirtschafteten und natürlichen Landökosysteme geschädigt und durch den Klimawandel und den Verlust von biologischer Vielfalt weiterhin gefährdet ist. Landnutzung steht demnach vor einem „Trilemma“: Die derzeitige Schädigung von Landökosystemen beschleunigt den Klimawandel, treibt den Verlust an Biodiversität an und beeinträchtigt die Ernährungssicherung. Allein die industrielle Landwirtschaft sowie die Fleischproduktion haben in den Jahren 2007 bis 2016 23 Prozent der weltweiten Treibhausgase (C02, Methan und Lachgas) verursacht.
Einziger Ausweg, diesem Trilemma zu entgehen, sind nach Vorstellungen des WBGU die Ausweitung von Schutzgebieten und Renaturierung. Für die Landwirtschaft wird eine Diversifizierung der Produktion empfohlen, in Richtung ökologisch intensiver multifunktionaler Systeme wie zum Beispiel der Agroforstwirtschaft, dabei sollten agroökologische Praktiken Berücksichtigung finden, die stärker auf die natürlichen Kreisläufe der Natur Rücksicht nehmen und auch soziale Aspekte mit einbeziehen. So könnte Landwirtschaft seinen vielfältigen Aufgaben nachkommen, Nahrung produzieren, negative Konsequenzen für die Umwelt vermeiden und erhebliche Mengen an Kohlendioxid im Boden binden.
Selbst wenn es gelänge, den Klimawandel wie in Paris 2015 vereinbart zu begrenzen, sind Anpassungsstrategien an die Auswirkungen des Klimawandels vor allem in den am meisten betroffenen Ländern unumgänglich. Dafür ist neben den richtigen Ansätzen auch eine für Entwicklungsländer planbare, langfristige und somit verlässliche Finanzierung erforderlich. UN-Generalsekretär Antonio Guterres mahnte die Weltgemeinschaft kürzlich, wir stünden vor einem Klimanotstand und könnten es uns nicht leisten, bekannte Risiken zu ignorieren. Die nächste internationale Gelegenheit, politische Weichen zu stellen, besteht im schottischen Glasgow, wo im November dieses Jahres die 26. Konferenz der Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention stattfindet. Hier müssen die Staaten, darunter Deutschland, nachweisen, dass sie ihre Klimaschutzziele auch ohne Hilfe des COVID-19-bedingten Lockdowns erreichen und sie entsprechend verschärfen.
Gerechtigkeit für alle Generationen
Die Klimakrise ist auch eine Krise der Kinderrechte. Obwohl Kinder nicht für die Klimakrise verantwortlich sind, sind sie von ihren Folgen besonders betroffen und können wenig dagegen tun, weil sie kein politisches Stimmrecht haben. Im Kern steht der menschengemachte Klimawandel für ein schockierendes Maß an Verantwortungslosigkeit einer Generation gegenüber den folgenden und verstößt damit gegen den Grundsatz der intergenerationellen Gerechtigkeit. Die globale Klimabewegung der jungen Generation lässt sich als Reaktion auf die Apathie der Entscheidungsträger* innen in Politik und Gesellschaft angesichts einer sich dramatisch verschärfenden Klima- und Umweltkrise und der damit verbundenen Ungerechtigkeiten verstehen.
Eine Charta für eine kindersensible Klimapolitik
Die grundlegende Anforderungen an einen kinderspezifischen Klimaschutz sind in der Erklärung über Kinder, Jugendliche und Klimaschutz (Declaration on Children, Youth and Climate Action) formuliert. Die Initiative wurde während der letzten Klimakonferenz 2019 in Madrid vorgestellt und enthält sieben Kernverpflichtungen für Regierungen. Die deutsche Bundesregierung sollte die Erklärung unterzeichnen, die in ihr enthaltenen Forderungen in relevanten internationalen Foren einbringen und diese in Hinblick auf die Klimakonferenz 2021 in Glasgow konkretisieren, damit sie auf nationaler und internationaler Ebene umgesetzt werden können.
Die sieben Kernverpflichtungen
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Der Einsatz für die universelle Anerkennung des Rechts auf eine gesunde Umwelt durch die Vereinten Nationen;
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Eine stärkere Achtung, Förderung und Berücksichtigung von Kinder- und Jugendrechten bei der Umsetzung des Abkommens von Paris auf allen Ebenen;
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Die sofortige Ausweitung und Beschleunigung von Investitionen in kinder- und jugendspezifische Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel, zur Reduzierung von Katastrophenrisiken und zur Reduzierung des Ausstoßes von Klimagasen;
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Die Stärkung der Fähigkeit von Kindern und Jugendlichen, heute und in Zukunft zur Eindämmung des Klimawandels und der Anpassung an ihn beizutragen;
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Die wirksame Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen Prozessen des Klimaschutzes;
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Die Einrichtung einer internationalen Kommission für Kinder und künftige Generationen in der Klimapolitik;
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Die Verabschiedung institutioneller und administrativer Maßnahmen sowie Partnerschaften auf nationaler und internationaler Ebene, um die oben genannten Ziele aktiv zu verfolgen.
Erfolgreiche Klimapolitik muss darauf zielen, Kindern das Aufwachsen in einem stabilen Klima zu ermöglichen. Sie muss die Kreativität und den enormen Handlungswillen von Kindern und Jugendlichen für sich nutzen. Bislang spielen Kinder in nationalen Klimapolitiken, -strategien und -plänen vieler Länder keine große Rolle. Die Erklärung über Kinder, Jugendliche und Klimaschutz soll diese ändern und stellt eine Blaupause für kindersensible Klimapolitik dar. Die deutsche Bundesregierung sollte sie unterzeichnen und umsetzen.
WESENTLICHES BEWIRKEN!
ALS EXPERTEN FÜR MARKENFÜHRUNG, ÖFFENTLICHKEITSARBEIT UND FUNDRAISING BERATEN UND BETREUEN WIR SOZIALUNTERNEHMEN, WOHLFAHRTS-ORGANISATIONEN, SOZIAL- UND UMWELT-ORGANISATIONEN, HILFSWERKE UND BETREUUNGSEINRICHTUNGEN SOWIE UNTERNEHMEN, WESENTLICHES FÜR EIN BESSERES LEBEN DER MENSCHEN UND EINE INTAKTE UMWELT ZU ERMÖGLICHEN UND ZU BEWIRKEN.
WIR SIND DAVON ÜBERZEUGT, DASS SOZIALE UND ÖKOLOGISCHE THEMEN FÜR UNSERE GESELLSCHAFT IN ZUKUNFT DEUTLICH STÄRKER VON BEDEUTUNG SIND, WIE SIE ES IN DER VERGANGENHEIT WAREN.
WIR VERSTEHEN UNS DABEI ALS IMPULSGEBER, TEMPORÄRER SPARRINGSPARTNER UND COACH BEI DER STRATEGIE- UND KONZEPTENTWICKLUNG.